Die Geschichte von Epterode

Es war einmal, im Jahre 1800 eine kleine Ortschaft, die von Bauern und netten Dorfkindern bewohnt war. Diese kleine Ortschaft hat allerdings eine wahnsinns lange Geschichte zu erzählen. Diese Geschichte darfst du hier erlesen - momentan findet sich der Text zwischen den Jahren 1800 und 1840 wieder.

...doch im Jahr 1806 brach in Epterode plötzlich Unruhe aus; nicht nur dort, in ganz Preußen wusste man nicht was jetzt genau geschehen wird - denn Napoleon besiegte mit seiner französischen Armee das damalige Deutschland und die Franzosen besetzten am 01.11.1806 die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Eine ganze Weile hielt dieser Stillstand an, den Arbeitern gelangte ihre Arbeit nicht mehr, vor lauter Spannung. Als drei Tage später, am 04.11., endlich wieder der Postwagen wieder nach Großalmerode kam, wurde der Bürgermeister Knobel aufgeklärt - man sollte eine große Bekanntmachung veranlassen. So verkündete der Stadtdiener Rügel in Großalmerode: Generalgouverneur Lagrange hätte im Auftrag des Kaisers die Regierung des Landes übernommen; jeder sollte die Waffen niederlegen. Die bisherige Regierung würde das Land weiter verwalten, jedoch unter Lagranges Aufsicht. Der Rest des hessischen Militärs wurde entwaffnet, sowie die Gendarmen und die Beamten. Außerdem wurde dem Land eine Kriegssteuer von 6.000.000 Frks. Aufgelegt.

Direkt im nächstem Jahr, 1807, nachdem Napoleon den Rheinbund gegründet hatte und Hessen eigentlich in diesen Bund eingebunden werden sollte, Hessen dies allerdings abgelehnt hatte, kam Napoleons Bruder Jerome in Kassel an die Macht. Dieser neue König teilte sein Land in verschiedene Bezirke, dabei wurde Epterode zum Verwaltungsbezirk Departement an der Fulda geordnet, mit dem Distrikt Kassel und dem Kanton Kaufungen (dies war eine Verwaltungseinheit im Distikt Kassel). Zusammen mit Oberkaufungen, mit Sensenstein, Friedrichswerk, Mittelthal und Johanneswiese; Querenberg; Eschenstruth; Stadt Großalmerode, mit Niedern-Gute; Helsa, Wickenrode und Hesberg; Nieste, Hessenhof, Rotte Breite und Buntebock; Quentel, mit St. Ottilien; Wattenbach und Wellerode gehörte Epterode ab diesem Zeitpunkt einfach einer neuen Gemeinschaft zu - ohne dass man Rücksicht auf historische Grenzen nahm.

Der Krieg war damit also abgeschlossen, wenn auch ohne Sieg, die Zeiten der Unruhe waren vorbei. Nun wurden nach und nach die Kriegsfolgen erfasst: Der Handel wurde gelähmt; Kosten aufgrund des neuen Kantons, etc. Das heutzutage wohl Wichtigste ist, dass das Kaffee-Trink-Verbot aufgehoben wurde - ab diesem Zeitpunkt durften die Hessen Kaffee trinken. Wie sähe Hessen bloß aus, wenn die Hessen bis heute keinen Tropfen Kaffee gehabt hätten?

Im Jahre 1812 wird am Hirschberg der Bergbau wieder aufgenommen. Friedrich Sigismund Freiherr Waitz vom Eschen gründete damals das Faulbacher Braunkohlen- und Alaunwerk. So begann aus einer kleinen Grube eine große, erfolgreiche Geschichte - dazu ab 1837 mehr. Wo wir gerade schon beim Thema Bergbau sind: Der Tonabbau und dessen Behandlung und Verarbeitung waren schon seid Anfang dieser Geschichte am Laufen.

Das Land Hessen stand noch immer unter französischer Herrschaft, bis die Befreiungskriege 1813 der Franzosenherrschaft ein Ende gaben. Nachdem Jerome das Amt verlassen hatte zog am 21. November 1813 Wilhelm I. wieder in seine Residenzstadt ein und regierte Hessen-Kassel wieder.

Wir schreiben nun das Jahr 1818. Durch vorangetriebene Wissenschaft und neuen Gesetzen zum Verkauf von Ton und Tonprodukten (Tiegel, etc.) gründeten sich ab diesem Jahr eine Hand voll neue Fabriken, die die sogenannten hessischen Ton- und Schamotteschmelztiegel sowie Emaille-Schmelztiegel herstellten. Fast alle dieser "Schmelztiegelfirmen" beschafften den notwendigen feuerfesten Ton aus eigenen Tongruben. Oft gab es auch "Gemeinschaftliche Tongruben", die von mehreren Fabrikbesitzern geführt und genutzt wurden. Abgebaut wurde der Ton von Hand mit Tonaxt und Tonhaue.

Abgesehen vom Ton gab es im Hirschberg einen anderen wichtigen Bestandteil abzubauen: Die Braunkohle. Im Jahre 1818 wurden nebst häuslicher Verwendung und der Verwendung in den regionalen Fabriken 286 Tonnen Kohle nach Witzenhausen transportiert, von wo sie dann über die Werra nach Bad Sooden-Allendorf und nach Eschwege gebracht wurde.

Verfrachtet wurden freilich auch die Tonprodukte: Bis 1830 gab es Kaufleute, die von den Töpfereien die Waren abkauften und sie auf eine lange Reise brachten. Denn für die meisten Tonprodukte ging es Richtung Süden, sie wurden in Bayern; der Schweiz, aber auch in ganz Preußen gehandelt.

Mit der Zeit gab es immer wieder Probleme mit der Herstellung und dem Verkauf von Tonpfeifen, gründe waren zum Beispiel keine Anpassung an die neueren Standards; mangelnde qualitative Verbesserungen der Produkte und vor allem das Rauchen eines neuen Mittels: Der Zigarette. Deshalb wurde ab 1823 fast kein Ton mehr für die Tonpfeifen verwendet, nur noch für die Schmelztiegelfirmen.

1837, der Hischberg blühte. Ab jetzt wurde im Hischberg gute Glanzkohle abgebaut, weshalb die Stadt Kassel seinen ganzen Kohlebedarf von Epterode bezog.

Der Dorffriedhof von Epterode befand sich bis 1840 auf Kirchhof, also auf dem Grundstück um der Kirche herum. Im März 1839 bestätigte Pfarrer Theodor Justus Koppen dem Kreisamt Witzenhausen die Verlegung des Friedhofes. Sein Vorschlag, den neuen Friedhof auf dem Gelände der heutigen Aufbahrungshalle zu errichten, wurde im November 1839 genehmigt und so musste die Gemeinde den neuen Friedhof errichten. Am 12.05.1840 wurde der neue Friedhof vom selben Pfarrer eingeweiht.

Zitat aus der Chronik Epterode "Von Euerharderot zu Epterode" von Hermann Nobel, Seite 157, Zeilen 37 bis 41: " [->1840] Über die tonverarbeitenden Betrieben, vor allem ihre vielfältigen Produkte und den Handel wird in diesem Jahr berichtet:
'Am Hirschberg (wo in der Nachbarschaft auch Retterode viele Töpfereien besitzt) hat Großalmerode mit Epterode den ersten Rang. Für ihre Schmelztiegel, die besten der Welt, und bis nach West- und Ostindien versendet, scheinen diese Oerter von der Natur ein alleiniges Privilegium erhalten zu haben' "
Da aber in diesem Zeitraum, wahrscheinlich aufgrund des großem Erfolge, viele andere Orte auch anfingen hessische Tiegel herzustellen, welche aber lange nicht der Qualität und Leistung der ursprünglichen hessischen Tiegel (aus Epterode; etc.) hatten, wurde dem Rufe vorerst geschadet. Darauf bildeten die Almeröder Tiegelmacher eine eigene Zunft, also eine Art Gemeinschaft bestehend aus allen Tiegelmacher der Region. So gab es für die hessischen Tiegel aus unserer Heimat ein eigenes "Label", anhand dessen man erkennen konnte, dass es sich um ein Produkt weltbester Herstellung handelt.

Im Stand dieses Jahres schien alles in bester Ordnung zu sein: Der Hischberg lieferte die gute Glanzkohle, nährte mit dieser den ganzen Kohlebedarf von Kassel, der dorfeigenen Fabriken und exportiert dennoch über 200 Tonnen Kohle. Die örtlichen hessischen Tiegel wurden zu den Weltbesten und verkauften sich bis weit über die Landesgrenzen. Es herrschte kein Krieg, alle hatten etwas zum Essen und Epterode besaß einen nagelneuen Friedhof.




Fakten und Quellenangaben:
- 1072 Wörter
- Der Text wurde hauptsächlich an den Inhalten und der Struktur der Chronik Epterode "Von Euerharderot zu Epterode" von Hermann Nobel gehalten
- Sonstige Informationsquellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Landgrafschaft_Hessen-Kassel ; https://de.wikipedia.org/wiki/Kurf%C3%BCrstentum_Hessen ; Chronik Großalmerode, 70 ff. ; https://de.wikipedia.org/wiki/Departement_der_Fulda#Lage ; https://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Kaufungen ; https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_I._(Hessen-Kassel)


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